Tag der freien Schulen: Katja Suding diskutiert mit Billstedter Stadtteilschülern

„Junge Leute in die Lage versetzen, tolle Dinge zu entwickeln“ –

Katja Suding (FDP) diskutiert mit Billstedter Stadtteilschülern über Bildungsgerechtigkeit, Wahlalter und Cannabis

Stadtweiter „Tag der freien Schulen“: 28 Abgeordnete zu Besuch in staatlich anerkannten Ersatzschulen

Was für eine Lehrstunde der Politik: 60 Minuten lang diskutierte die stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Katja Suding mit bestens vorbereiteten Zehntklässlern der Katholischen Schule St. Paulus in Billstedt. Und die Jugendlichen streiften die aktuellen politischen Themen nicht nur. Sie gaben persönliche Einschätzungen, erläuterten ihre Wünsche und Befürchtungen und wollten vor allem eines vom Hamburger Politprofi hören: Klartext. Und Katja Suding ließ die 16jährigen nicht lange warten. Ausführlich und konkret beantwortete sie die Fragen der Stadtteilschüler.

Warum müssen wir uns denn im Bildungsbereich überhaupt mit anderen Ländern messen?“, wollte Enna mit Blick in das FDP-Parteiprogramm gleich zu Beginn der Diskussion wissen. „Na, weil wir in Deutschland Tag für Tag in Konkurrenz zu anderen Ländern stehen. Und wenn Schüler in anderen Ländern besser ausgebildet werden, neue Dinge erfinden, die unseren Produkten überlegen sind, dann haben wir ein Problem“, erklärte Suding. Wer den Anschluss verliere, der verliere später auch Arbeitsplätze. „Deswegen müssen wir junge Leute in die Lage versetzen, tolle Dinge zu entwickeln“, so Suding. Von guter Bildung partizipiere die ganze Gesellschaft. „Ich finde es echt ungerecht, dass Schüler aus Bayern gegenüber Schülern aus Hamburg bevorzugt werden“, kritisierte Navid die unterschiedliche Bewertung der Leistungen von Schülern in den Bundesländern. Mit einem Kopfnicken verdeutlichte die Bildungspolitikerin ihre Zustimmung und ergänzte: „Meine Überzeugung ist, dass sich der Bund im Zusammenspiel mit den Ländern viel stärker engagieren muss. Es darf keinen Unterschied machen, ob ein Kind in Bremen, Bayern oder Hamburg zur Schule geht. Es braucht einheitlich hohe Bildungsstandards, eine bessere Ausstattung der Schulen und deutlich mehr Lehrer“. Deswegen wolle die FDP mit anderen politischen Parteien das Grundgesetz ändern.

Doch es blieb nicht nur bei der Bildungspolitik. Zur derzeit diskutierten Freigabe von Cannabis wollte Thiago die Einschätzung der zweifachen Mutter hören. „Wir sind dafür, Cannabis zu legalisieren und für Konsumenten ab 18 Jahren in streng kontrollierten Fachgeschäften anzubieten“, skizzierte die FDP-Politikerin die Linie ihrer Partei. Damit würde einerseits der Schwarzmarkt ausgetrocknet und die damit verbundene Kriminalität verringert. „Andererseits hätten wir eine bessere Kontrolle, was in dem Stoff wirklich drin ist“, verdeutlichte Suding die Vorteile. Unerwartete Kritik erntete die Bundespolitikerin bei ihrem klaren Votum für eine Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre. „Das finde ich nicht gut. Da sind viele noch so unerfahren. In meinem Freundeskreis hätte ich da echt Bedenken“, erklärte Sergio. Aber Suding legte nach: „Es wird ja niemand gezwungen, zu wählen. Aber es gibt so viele Menschen, die mit 16 Jahren schon genau wissen, was sie wollen. Ich finde, dieses Engagement sollte man dann auch belohnen“. Politisch unerfahrene Menschen gäbe es auch im höheren Alter.

Anlass des Zusammentreffens der Bundestagsabgeordneten mit den Stadtteilschülern war der stadtweite „Tag der freien Schulen“. Insgesamt 28 Bundestags- und Bürgerschaftsabgeordnete aus Hamburg informierten sich auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft Freier Schulen Hamburg (AGFS) vor Ort in Gesprächen mit Schulleitungen, Lehrer- und Elternvertretern sowie Schülern über die besonderen Profile, pädagogischen Konzepte sowie Chancen und Nöte staatlich anerkannter Ersatzschulen. Anschließend nahmen sie sich Zeit für die Kinder und Jugendlichen. Und das kam an. „Sie haben hier wirklich Werbung für die Politik gemacht“, dankte Politik-Lehrer Christoph Mertha der Bundestagsabgeordneten für ihr Engagement. „Das war wirklich begeisternd für die Schüler. Machen Sie bitte so weiter!“.

In der Hansestadt Hamburg besuchen derzeit 20.510 Kinder und Jugendliche eine freie Schule. Das sind 10,6% aller Schüler. Mit dem Tag der freien Schulen wollen die in der AGFS zusammengeschlossenen Schulträger – das Erzbistum Hamburg, der Arbeitskreis evangelischer Schulen, die Landesarbeitsgemeinschaft der Rudolf Steiner Schulen sowie der Verband Deutscher Privatschulen (VDP) – die Vielfalt der Profilierungen im Bildungssystem sichtbar machen.

Christoph Schommer, Erzbistum Hamburg

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